1945-1963

Handballerischer Neuanfang und totaler Stillstand

Als im Jahre 1945 nach nahezu sechsjährigem Morden in Europa die Waffen wieder schweigen und die Soldaten heimkehren – leider haben allzu viele ihr Leben lassen müssen – beginnt man sich auch in Häger recht bald wieder für den Sport zu interessieren. So machen sich schon Ende 1945 die leider viel zu früh verstorbenen Kameraden Heinrich Brinkmann und Heinrich Große-Gödinghaus mit ihren Freunden ans Werk, um unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters August Möller, den Sportverein wieder zum Leben zu erwecken. Unter schwierigsten Bedingungen – es steht kein Sportplatz zur Verfügung, es fehlt an der nötigen Spiel-Kleidung, ja, selbst ein Ball ist ein kleines Heiligtum – bauen die beiden Kameraden eine Handball-Mannschaft auf, die zwar mit weniger Erfolg, dafür aber mit umso größerer Begeisterung zur Tat schreitet.

Aber wie es so oft im Leben ist, wenn Schwierigkeiten zu groß und der Erfolg zu klein ist, lässt die Begeisterung vorübergehend nach, und der Spielbetrieb muss wieder eingestellt werden. Dieser Rückschlag entmutigt aber unsere eben erwähnten Kameraden nicht, und nachdem es ihnen gelingt, bei der Gastwirtschaft Tappe eine Wiese zu einem provisorischen Sportplatz herzurichten, wird erneut eine Handball-Mannschaft aufgestellt, der sogleich eine Jugendmannschaft zugeordnet wird. Hier muss unbedingt noch einmal der Name Heinrich Große-Gödinghaus genannt werden, dessen besondere Liebe der Jugendarbeit gilt. Wenn in den folgenden Jahren die erste Mannschaft immer wieder durch herangewachsene Jugendliche verstärkt werden kann, so ist das ausschließlich sein Verdienst.

Das Sportplatzprovisorium Tappe währt zum Glück nicht lange; denn schon bald stellen der Vereinswirt Fritz Maßmann und die liebe Tante Anna ihr Gelände zur Verfügung, auf dem sich noch heute der Rasenplatz befindet. Es dauert allerdings noch bis zum Jahre 1948, ehe der Sportplatz soweit hergerichtet ist, dass er für den Spielbetrieb freigegeben werden kann. Inzwischen ist die Währungsreform erfolgt, man kann für sein Geld wieder alles kaufen, und nun beginnt sich auch im Verein, der sich inzwischen Sportverein Häger nennt, der Erfolg einzustellen. Die Mannschaft nimmt im Spieljahr 1948/49 erstmalig an den Meisterschaftsspielen teil und erringt auf Anhieb die Meisterschaft der 2. Kreisklasse und damit gleichzeitig den Aufstieg in die 1. Kreisklasse.

Im nächsten Spieljahr 1949/50 erreicht die Mannschaft mit dem Erringen der Kreismeisterschaft durch einen 8:6-Sieg über TV Kölkebeck einen weiteren sportlichen Höhepunkt. Die Sportbegeisterung innerhalb der Bevölkerung ist während dieser Zeit so groß, dass ein Bus oft nicht ausreicht, um die Schlachtenbummler zu den Auswärtsspielen zu befördern. Die im Anschluss an die Kreismeisterschaft durchzuführenden Aufstiegsspiele zur Bezirksklasse werden ebenfalls erfolgreich gestaltet, so dass sich der kleine HSV im nächsten Jahr zu den Bezirksligisten zählen darf.

Offensichtlich reicht die Spielstärke der Mannschaft jedoch nicht aus, um mit Erfolg in der Bezirksklasse bestehen zu können. Hinzu kommt, dass Jugendspieler in die Mannschaft eingebaut werden, wodurch das Spielverständnis untereinander leidet und Spannungen auftreten. So bleibt es nicht aus, dass Niederlagen hingenommen werden müssen, die letztlich zum Abstieg aus der Bezirksklasse führen. Wenngleich der Kern der Mannschaft auch bestehen bleibt, so verliert sie doch durch Beendigung der aktiven Laufbahn und Abwanderung eine Reihe guter Spieler, wodurch sie trotz mancher schöner Erfolge nicht wieder zu ihrer alten Leistungsstärke zurückfindet. Die Jugendarbeit, die der Kamerad Heinrich Große-Gödinghaus so erfolgversprechend begonnen hat, kann nicht fortgeführt werden, weil es in unserer kleinen Gemeinde zu wenig interessierte Jugendliche gibt. Hierzu mag auch die immer größer werdende Popularität des Fußballs beigetragen haben. So ist es nicht verwunderlich, dass im Spieljahr 1954/55 die ersten Mannschaftsschwierigkeiten auftreten und der Spielbetrieb im Jahre 1955 ganz zum Erliegen kommt.

Jetzt beginnt eine Zeit des totalen Stillstandes im Sportverein und nur ungern erinnern wir uns daran, dass versucht worden ist, diesen Verein, an dessen Aufbau und Führung über Jahrzehnte hinweg viele Leute in selbstloser Weise mitgewirkt haben, durch Umwandlung zu einem Heimatverein auszulöschen.