Heute, am 3. Juli 2013, ist es genau ein Jahr her, dass Friedhelm Kämper im Alter von 50 Jahren gestorben ist. Lange konnte ich mich nicht dazu aufraffen, in dieser Rubrik etwas zu schreiben – weil ich einfach nicht wusste, wie ich diesem Mann mit den zwei Spitznamen – für alle in Häger war er Fiffi, alle Arbeitskollegen bei der Polizei riefen ihn Fritzchen – mit Worten gerecht werden sollte. Ich glaube, seine Schwester Martina hatte die richtige Idee. “Soll nicht vielleicht jeder etwas schreiben, der ihn gekannt hat und etwas dazusagen möchte”, hatte sie neulich auf dem Sportplatz gefragt. Und so versuchen wir es jetzt mal. Also: wer etwas über Friedhelm schreiben möchte, schickt es einfach mir per E-Mail (zuemue@aol.com) und ich pflege es dann auf dieser Seite ein. Und mache jetzt selbst den Anfang …
Zwei Szenen unter ganz vielen sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Sie liegen weit auseinander, fast 30 Jahre, würde ich sagen. Bei einem wichtigen Fußballspiel auf einem riesengroßen Bielefelder Sportplatz, bückte sich Fiffi plötzlich mitten im Spielgeschehen, hob einen kleinen Gegenstand auf und sagte strahlend – während rundum ihn Mann und Maus um den Ball kämpfte: “Oooh, guck mal – ne Feder!” Irgendwie ist er immer so geblieben. Ein großer Junge, der sich seinen kindlichen Spieltrieb bewahrt hatte, obwohl er im Job seriös und ernsthaft sein musste. Und in der Familie sowieso war. Die zweite Szene ist trauriger. Kurz vor seinem Tod, genauer: zwei Tage davor, saß ich bei ihm zuhause, um Abschied zu nehmen. Er musste schon um jeden Atemzug kämpfen und war sehr schwach. Wir sprachen dennoch ein wenig über Fußball und meine Sorgen damit. Und plötzlich sagte er: “Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, dann musst Du es nur sagen.” Helfen – das ist für mich immer irgendwie der Kern seines Wesens gewesen. Mir hat er oft geholfen. Auf dem Platz, wenn ich viel zu langsam war. Mit seinem grünen Bulli, wenn ich wieder einmal umziehen musste. Oder mit dem konsequenten und mit viel Herz betriebenen Aufbau unserer Jugendabteilung, von der ich im vergangenen Jahr noch einmal direkt profitieren durfte, als ich mit der 2. Mannschaft – und seinen ehemaligen Jungs wie Felix, Niklas, Patti und natürlich Mathis – in die B-Liga aufsteigen konnte. Ich glaube das Bild, das über diesem Artikel steht, passt besser als jedes andere. Ein Freund und Helfer eben…
Jörg Müller-Paulsen
Wer sucht ihn nicht? Den Mitmenschen, der sich ehrenamtlich in den Dienst eines Vereins oder einer anderen Gemeinschaft stellt, um ein bestimmtes Anliegen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zumachen und zu vertreten. Viele haben erst gar keine Lust; andere fangen stark an, lassen aber schnell auch wieder nach oder laufen einfach nur so mit, um zu profitieren, ohne sich selber einzubringen.Aber nur ganz wenige bleiben dabei über Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Dieser kleine Teil übernimmt nicht nur eine bestimmte Funktion, sondern im Laufe der Zeit und mit fortschreitendem Alter immer umfangreichere und unterschiedlichere Aufgaben, nicht selten kommt man sich dabei fast schon „gestraft“ vor. Die, die das ertragen, sind die, die einen Verein nachhaltig prägen. Eine besondere Art von Typen, die einiges an Eigenschaften auf sich vereinigen, z.B. die Gabe, das eigene Leben mit dem Vereinsleben möglichst in ständigen Einklang zu bringen, und vieles mehr,welches zu beschreiben den Rahmen sprengen würde. Sollte man dennoch versuchen, dieses „Anforderungsprofil“ auf einen Satz zu reduzieren, kann dieser eine Satz nach meinem Dafürhalten nur lauten: “Wir suchen einen „Friedhelm Kämper“. Ein Jahr ist es jetzt genau her, dass er uns verlassen musste. Kaum vorstellbar, dass erst danach noch jemandem klar wurde, wie unverzichtbar dieser Mann ist, und zwar längst nicht nur für unseren Sportverein Häger, sondern für sein ganzes Umfeld, dass viel größer war und ist, als viele vielleicht zu wissen glauben. Vom ersten Tag meines „Daseins“ im kleinen HSV war Fiffi auch da, und ich war bestimmt nicht immer auf einer Linie mit ihm, aber der Umgang mit ihm hat nie die Grenze des respektvollen, freundschaftlichen Verhaltens auch nur annähernd erreicht, geschweige denn überschritten. Bewundernswert, ja fast vorbildlich aber war und ist für mich, dass er immer der Fiffi geblieben ist, denn am wichtigsten für einen Verein sind die Leute, die Bedeutsames meistern, sich dabei aber nie für bedeutsam halten und verbiegen lassen. Die eben den Ball flach halten, sowohl auf als auch neben dem Platz. Eben so wie Friedhelm Kämper.
Rüdiger Härtel
Liebe Sportsfreunde vom SV Häger, lieber Jörg,
als langjähriger Kollege und “guter Freund/Kollege” hat mich der Tod von Friedhelm vor drei Jahren unfassbar berührt. Jeden Tag auf dem Weg zur Dienststelle komme ich am Haus vorbei und frage mich: “warum ausgerechnet er?”. Sehr häufig lese ich den Nachruf auf eurer Internet-Seite und muss auch nach drei Jahren noch feststellen, dass man “Fritzchen” treffender nicht beschreiben kann und konnte. Bessere Worte für einen “unglaublichen Menschen” kann man nicht finden, Jörg, dafür auch heute noch mein Respekt. Ich bin mir sicher, ich sage das auch im Namen meiner Kollegen. Umso dankbarer bin ich, dass ich Mathis als meinen Praktikanten und auch sportlich an meiner Seite habe. Für mich eine tolle Geste und ein wertvolles Geschenk. Wir beiden sind gerade nach dem Tod von Friedhelm emotional sehr miteinander verbunden, wofür ich sehr dankbar bin. Ich finde, die “Gedenken-Seite” auf eurer Homepage übrigens großartig. Das zeigt, dass ein Verein, auch nach dem Ableben seinen Sportskameraden Respekt und Wertschätzung entgegenbringt. Macht weiter so! Ich wünsche Eurer Ersten für die neue Saison viel Glück beim Thema Wiederaufstieg.
Eine kleine Anmerkung noch:
Jörgs Beschreibung mit der Situation mit der Feder erinnert mich immer an unsere vielen Mallorca-Fahrten mit Stammtisch und Dienstgruppe. Während ich mit meinem 20 kg Koffer für drei Tage aufpassen musste, durch den Zoll zu kommen, ohne Übergepäck zu bezahlen, ging beim Abholen an der Schröttinghauser Straße die Tür auf, Friedhelm bewaffnet mit losem Geld in der Tasche, ohne Uhr, einer kleinen Tasche/Plastiktüte mit Badehose, Handtuch, Zahnbürste, kurzer Hose und Kappy und den Worten “den Rest kann ich auch da kaufen”; und ab ging die Post: “Er war ein Lebenskünstler und brauchte nichts Materielles”, um glücklich zu sein. Herrlich!!!
Udo (Ede) Beckmann; Polizei Bielefeld -C- Nord und TSV Riemsloh–Jugendwart im Juli 2015