Wenn Menschen zusammensitzen und gemeinsam über „alte Zeiten“ sprechen, dann geht es oft um echte Typen, die einem besonders in Erinnerung bleiben. Und Trauer befällt die Menschen, wenn allen plötzlich klar wird, dass manches einfach nicht mehr zurückkommt. Der SV Häger – wie sicher auch viele andere Vereine mit langer Tradition – hat in den vergangenen Monaten einige Verluste erlitten. Hermann Mielke, der am 6. Januar dieses Jahres nach langer, schwerer Krankheit gestorben ist, gehörte in diese Kategorie. Er war ein „Typ“, den man nicht so schnell vergisst…
49 Jahre war er Mitglied beim „kleinen HSV“ und nur wenige können sich noch an seine aktiven Fußballer-Zeiten erinnern. Viele Jüngere hingegen haben seinen Erzählungen gelauscht. „Ich war ein Zwirbler“, hat er oft gesagt und dabei unverwechselbar gekichert. Was heißen sollte: Hermann war ein Linksfuß, technisch stark auf engstem Raum, der mit dem Leder was anzufangen wusste. Klar war allen dabei: Seine Erzählungen waren sicherlich blumiger als die Wirklichkeit und gespickt mit ein wenig fußballerischem „Jäger-Latein“. Aber einen guten Fußballer erkennen, das konnte er nach wenigen Minuten als Zuschauer auf dem kleinen Platz bei Maßmann. Vielleicht bleibt er als Fan noch nachhaltiger in Erinnerung. Wenn er auf Sportwerbewochen zu später Stunde begann, über Fußball zu philosophieren. Über Taktiken. Über erfolglose und erfolgreiche Trainer von Bundes- bis Kreisliga. Und ständig Witze einstreute; nicht immer jugendfrei. Aber da war die Jugend ja auch schon zu Bett gegangen.
Wenn er besonders guter Laune war, begann er zu singen. Nicht einfach irgendwelche Fußball-Lieder. Nein! Klassische Arien konnte er schmettern. Mit einem Organ, das tatsächlich nicht ungeeignet war, mal auf einer Bühne für Unterhaltung zu sorgen. Besonders eben.
Im Beruf war er wie im Leben. Hermann Mielke – geboren 1941 – arbeitete für verschiedene Heimatzeitungen als Anzeigenvertreter. Mit großem Erfolg. Er verstand es, auch Unternehmensführer zu überzeugen. Nicht durch eine gestelzte, aufgesetzte Art, sondern eher im vertraulichen Gespräch auf Du und Du. Oft ging es dabei auch um Fußball. Auch hier wurde viel gelacht – und ganz nebenbei liefen die Geschäfte.
Hermann Mielke ist am 10. Januar in Werther beigesetzt worden. Viele in Häger haben ihn trotz seiner langen Krankenzeit nicht vergessen. Den „Zwirbler“…
Jörg Müller-Paulsen