Ein Kunstrasen und die Frauen bereichern den kleinen HSV
Bis zum heutigen Tage kristallisiert sich eine neue Hitliste der Altkreis-Fußballteams heraus. An der Spitze marschieren SC Peckeloh und Spvg. Steinhagen. Dahinter folgt regelmäßig ein Rennen zwischen dem SV Häger und dem BV Werther um den 3. Platz im Ranking – mit wechselnden Führungen und einem Kampf beider Teams zwischen Bezirksliga und Kreisliga A.
Der SV Häger muss 2010/11 den Weg zurück ins Kreisoberhaus antreten, und hat dort bis zur Winterpause sogar ärgste Abstiegsnöte. Im Winter wechselt die sportliche Verantwortung von Christian Vobejda zu Co- und Torwarttrainer Thorsten Stricker, der im Verbund mit spät getätigten, dafür aber umso hochkarätigeren Neuzugängen wie Pascal Hofbüker (Regionalligist SC Wiedenbrück), Hüseyin Geceli (Westfalenligist VfB Fichte 06/07) aber auch dem ungewöhnlichen Fahti Katran den Klassenerhalt sichert.
Danach wird erneut alles auf Angriff gestellt. In der Saison 2011/12 schafft zunächst die Zweite mit einem total verjüngten Team mit vielen gerade der eigenen A-Junioren entwachsenen Spielern (beispielsweise Niklas Braune, Patrick Wilms, Felix Weber sowie später auch Mathis Kämper und Jan-Philipp Itzek) unter Trainer Jörg Müller-Paulsen den Aufstieg in die Kreisliga B – danach folgt in der Saison 2012/13 die Erste unter dem mittlerweile zum Spielertrainer aufgerückten Hofbüker mit Platz zwei in der A-Liga und dem erneuten Bezirksliga-Aufstieg. Gleichzeitig etabliert man sich mit einer 3. Mannschaft auf Platz 7 in der Kreisliga C.
Während SV Häger II in den Folgejahren gute B-Liga-Mittelfeldplätze (6. / 5. /8. / 8. / 7. / 12.) unter Trainern wie André Bohlmann, Johannes Pankoke und dem unverwüstlichen Mann für alle Fälle, Necati Dadandi, einfährt, schafft Hägers Erste unter Hofbüker mit dem sechsten Platz in der Bezirksliga-Saison 2013/14 die bisher beste Platzierung der Vereinsgeschichte. In der Saison danach nimmt man den Wettbewerb – möglicherweise durch die gute Platzierung in der Herforder Staffel geblendet – zurück in der Bielefelder Staffel zu leicht und steigt unnötigerweise ab. Ein Trainerwechsel zum ebenfalls aus Wiedenbrück zum HSV gestoßenen Frederic Kollmeyer (Hofbüker bleibt dem Team als Spieler erhalten) bringt allerdings den sofortigen Erfolg zurück: A-Liga-Meisterschaft in der Saison 2015/16 und Aufstieg in die Bezirksliga.
Einen anderen Meilenstein schafft der Verein im Jahr 2015: Erstmalig wird auf Initiative des Abteilungsleiters Johannes Pankoke (Vorgänger Müller-Paulsen hat es zwischenzeitlich beruflich auf die Nordseeinsel Föhr gezogen) eine Frauenmannschaft in den Club integriert. Wie sich in den Folgejahren zeigt, ist dies ein riesengroßer Schritt, der dem Verein unheimlich gut tut. Sportlich. Menschlich. Und – wie die Weihnachtsfeiern zeigen – auch kulturell. Ein Schritt, auf den man wirklich stolz sein kann. Denn nur wenigen Vereinen mit einer Größe von knapp 400 Mitgliedern gelingt es vier Seniorenteams und zahlreiche Jugendmannschaften ins Rennen zu schicken.
Das organische Wachsen des Vereins in diesen Jahren wird allerdings nur möglich, weil nach jahrzehntelangen Bemühungen 2012 endlich das wahr wird, wofür Generationen von Spielern, Offiziellen und Vorständen des kleinen HSV gekämpft haben: Am 19. August 2012 wird offiziell der Spielbetrieb auf dem neuen Kunstrasenplatz eröffnet. Seit diesem Zeitpunkt ist es vorbei mit Spielabsagen, Trainingsausfällen und Fahrten zum BV-Werther-Gelände, um Übungsabende durchzuführen. Das neue Geläuf verkraftet alle Mannschaften! Der Dank gilt noch heute all jenen, die sich unermüdlich dafür stark gemacht haben. Stellvertretend für Viele seien hier der damalige Vorsitzende Reinhard Schmidt, der im Hintergrund wirkende Ex-Kapitän Jörg Weinhorst und auch der schon lange in der Politik angekommene Ex-Stürmer Uwe Gehring (beide aus der Aufstiegsmannschaft 82/83) erwähnt.
[rl_gallery id=“2229″]Erstaunlich für viele Altgediente: die jungen Spieler scheinen den Jahrzehnte trotz aller Widrigkeiten heißgeliebten und im Fußballkreis Bielefeld/Halle zum Kult gewordenen kleinen Rasenplatz nicht zu vermissen. Sie spielen schlichtweg gerne auf Kunstrasen. Dem Verfasser sei dennoch gestattet, an dieser Stelle noch einmal auf Gustav Göhner hinzuweisen. Gepflegt hat der HSV-Geschäftsführer und Platzwart den Rasen, als wäre es sein eigenes Kind. In unendlicher Mühe und Kleinarbeit gelang es ihm nach jedem Winter das ramponierte Grün wieder zum „besten Teppich“ im Altkreis zu machen. Ganz viele werden das nie vergessen. Wie es ist, dort im Sommer im Anschluss an das Training barfuß auszulaufen . . .
Heute pflegt Göhner beide Plätze, unterstützt den zwar immer noch im Norden beheimateten, aber wieder als Abteilungsleiter fungierenden Jörg Müller-Paulsen als Stellvertreter. Und wird es vielleicht (und hoffentlich) noch miterleben, wie zwischen den beiden Plätzen unter der Regie des neuen Vorsitzenden Georg Heeren ein neues Vereinsheim entsteht. Pläne zumindest existieren schon . . .
Rein sportlich kämpft die Erste (wie auch Ortsrivale BV Werther) mittlerweile wieder um die A-Liga-Spitze mit (unter Trainer-Rückkehrer Pascal Hofbüker und Spieler Frederic Kollmeyer), die Zweite ist Bestandteil der B-Liga (unter dem Duo Johannes Pankoke/Necati Dadandi), die Dritte unter der Regie von René Vemmer-Schiller der C-Liga, und die Frauen liebäugeln mit einem Platz auf dem A-Liga-Stockerl unter dem Trainertrio Marco Krengel, André Kubisch und Till Sponholz.